Mich erreichte in den letzten Tagen ein interessanter, umfassender Kommentar:

Ich habe mal die Arbeit beiseitegelegt, eingehende Nachrichten ein Weilchen ignoriert und mich stattdessen diesem Blog gewidmet. Dieser hat mich zum Denken angeregt:

Der Verzicht auf das Smartphone… Auf alle anderen Dinge könnte ich vermutlich sogar problemlos verzichten, da ich diese bereits jetzt nicht stark in meinen Alltag integriere. Aber das würde dann ja auch nicht mehr dem Geist des Fastens entsprechen – auf etwas zu “verzichten”, das höchstens eine Statistenrolle im eigenen Leben spielt. Nun sitze ich hier und lese diesen Blog – auf meinem Smartphone. Und gerade während ich dies tippe buzzt eine neue Nachricht rein. Auch wenn ich Insta, Facebook etc. nicht nutze, so ist WhatsApp doch ein fester Bestandteil meines Alltags, ebenso wie die kleinen Denkspiele, mit denen ich mich gern vom Denken ablenke.

Ich faste nicht zur Fastenzeit. Habe es nie getan. Aber ich habe mich selbst schon so manches Mal auf “Entzug” gesetzt: Fleisch, Süßes, selbst auf Kaffee habe ich zeitweise verzichtet. Aber mein Smartphone? Wie kann ich meine kleinen Neffen beim Aufwachsen und entdecken der Welt begleiten, wenn nicht über unseren Familien-Chat? Was soll ich abends tun, wenn es plötzlich so still ist in der Wohnung? Ich weiß es wirklich nicht. Es wäre aber interessant, es herauszufinden. Ich glaube das probiere ich mal aus. Ab morgen. Bestimmt.

Okay, das fängt schon nicht so gut an. Vielleicht eine “Light-Version”: Einmal pro Tag sind die “smarten” Funktionen für maximal eine Stunde erlaubt. Dann wird das Internet abgestellt. Zunächst einmal für eine Woche. Das klingt machbar!

Danach denke ich noch ein wenig mehr nach. Der Eintrag zum Gemeindebrief ist besonders inspirierend. „Sieben Wochen mit!“ Das kenne ich. Zumindest teilweise. Eine Zeit, in der ich mir bewusst Dinge vornehme, in der ich versuche, gute Gewohnheiten aufzubauen – und dadurch schlechte Gewohnheiten abzubauen. Und da kommt ein Erinnerungsbuzz rein: “Hast du heute…” Tatsächlich habe ich vor ein paar Wochen eine App zum Tracken von Gewohnheiten installiert. Etwas zweckentfremdet verfolge ich keine bestehenden Gewohnheiten von mir sondern solche, die ich mir angewöhnen will. “Hast du heute 2 L Wasser getrunken?”, “Bist du heute um 7 Uhr aufgestanden?”, “Hast du dich heute bewegt?”, “Warst du heute an der frischen Luft?”, “Hast du heute aufgeräumt?”, “Hast du heute konzentriert gearbeitet?” – Ich habe… die App deinstalliert.
Nicht etwa, weil ich heute so oft mit “nein” geantwortet hätte (was aber der Fall gewesen wäre), sondern weil ich keine App brauche, die mich an meine Vorsätze erinnert, die mein Leben für mich reflektiert. Ich brauche auch keine App, die mich ablenkt, wenn einmal für ein paar Minuten nichts los ist. Also deinstalliere ich meine drei Denkspiele. Brauche ich WhatsApp wirklich? Okay stopp! Wir wollen jetzt mal nicht übertreiben!

Habe ich…? Habe ich versucht, Glück in den einfachen Momenten zu finden? Dies ist ein Vorsatz, den ich seit vielen vielen Jahren verfolge. Heute war ein sehr stressiger Tag. Er hat bescheiden angefangen, wurde dann schlimmer und jetzt ist er annähernd vorbei. Aber ja: Ich habe selbst an diesem Tag Glück gefunden. Ich fand es an der Supermarktkasse, an der ich in einer sehr langen Schlange hinter einer Mutter mit einem kleinen Baby stand, für welches ich Grimassen geschnitten habe, für die es mich einem bezaubernden Lächeln belohnt hat. Ich fand es zu Hause, wo ich mit meiner Katze Verstecken gespielt habe, auch wenn ich eigentlich eine Serie schauen wollte. Ich fand es… bei WhatsApp in Form eines Fotos von meinem Neffen im Gras. Heute war ein guter Tag. Irgendwie.

Und doch ging so Vieles schief. Ich hatte zum Beispiel negative Gedanken über einen Menschen in meinem Umfeld. Das will ich eigentlich nicht mehr. Ich will meine Gedanken nicht vergiften mit solchen Dingen. Ich will mich auf das Gute konzentrieren. Aber immerhin habe ich es bemerkt und kann versuchen, es morgen anders zu machen. Und ich brauche keine App, die mich darauf hinweist.”